Holzkohle selber machen
Themenübersicht
Wir wagen ein feuriges Experiment.
Laut Pinterest soll es möglich sein, selbst Holzkohle herzustellen. Beflügelt von dieser Idee basteln wir auf die Schnelle einen Kohlenmeiler und produzieren unsere eigene Buchenholzkohle. Garantiert aus regionaler Holzwirtschaft. Garantiert kein Tropenholz. Wobei ich manchmal schon gerne in den Tropen leben würde.…
In der Theorie muss das Holz unter Ausschluss von Sauerstoff über seinen Brennpunkt hinaus erhitzt bzw. “gekocht” werden. Alle möglichen Inhaltsstoffe des Holzes verdampfen und übrig bleibt der Kohlenstoff — die Kohle. Im Lagerfeuer können wir die nötige Hitze problemlos erreichen — es könnte also klappen.
Vorbereitung
Als überdimensionierter Kochtopf dient eine alte verzinkte Mülltonne (Kosten: 22 Euro bei Ebay Kleinanzeigen). Damit die Mülltonne von allen Seiten effizient erhitzt wird, dient ein altes bodenloses Dieselfass als Mantel. Dazwischen wird das Feuer brennen.
Die Mülltonne wird komplett mit Scheiten und Abschnitten aus trockenen Buchenholz gefüllt. Die Tonne hat einen Durchmesser 35 Zentimetern und ist ca. 80 cm hoch.
Es wird heiß
Die gefüllte Mülltonne wird mittig ins leere Dieselfass auf die Lagerfeuerstelle gestellt. Der Raum dazwischen wird ebenfalls mit Holz gefüllt und ein wunderbares Feuer entfacht. Hier verbrennen wir aber natürlich kein gutes Buchenholz sondern alles was so herum liegt. Abschnitte von Dachlatten, Totholz und Reste vom Baumhausbau. Es darf keine Luft in die Tonne gelangen , aber das heiße Gas muss entweichen können. Durch den Klappdeckel sollte das funktionieren, sicherheitshalber beschweren wir den Deckel zusätzlich mit einem Stein.
Nach circa 10 Minuten lodern die Flammen und durch den Spalt des Mülltonnendeckels drang weißer Rauch nach außen. Mit steigender Temperatur entzündete sich dieses Gas und aus der Mülltonne schossen die Flammen mit lautem Getöse. Die intensiven Flammen hielten für einen Zeitraum von etwa 2 Stunden an.
Während das Feuer loderte hatte die Außenseite vom Fass ungefähr 500°C und die Mülltonne über 600 Grad. Im Umkreis von etwa 5 Metern spürte man die intensive Hitze und man konnte sich dem Kohlenmeiler ohne Zwang nicht auf 1 Meter nähern. Ich weiß jetzt schon was wir an der nächsten Silvesterparty machen, wenn es gar nicht warm genug sein kann.
Ergebnis: Eigene Holzkohle
Nach dem Brand muss die Mülltonne vollständig abkühlen. Öffnet man den Deckel wenn die Kohle noch mehrere hundert Grad heiß ist, kann sie sich spontan entzünden und vollständig verbrennen. Das wollen wir natürlich unbedingt verhindern. Bei deutlich unter 80°C sollte man aber auch der sicheren Seite sein.
Voller Spannung öffnet man den Deckel, bevor einem die Enttäuschung entgegen schlägt: Das Volumen des Holzes hat sich durch die Umwandlung in Kohle um etwa 30% reduziert. Also ist die Mülltonne nun nur noch halb voll. Aber die Stimmung steigt sobald man sein Tageswerk in den Händen hält. Buchenholzkohle erster Güte.
Probegrillen
Die Feuerprobe steht noch aus. Wird die Holzkohle auch wirklich glühen? Wie lang wird sie den Grill auf Temperatur halten? Wie gleichmäßig ist die Hitzeverteilung?
Versuch macht klug. Darum landen zwei Hand unserer frischen, selbst gemachten Holzkohle direkt im Grill. Die Kohle ließ sich leicht entzünden und es entwickelte sich daraus schnell eine herrliche Glut. Das Ergebnis lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: Lang anhaltende und intensive Hitze am Grill, eben die perfekte Glut. Hat sich der Aufwand gelohnt? Ja.
Ausblick
Nach diesem erfolgreichen Test planen wir für diesen Sommer einen DIY-Workshop, bei dem wir Holzkohle im größeren Stil herstellen möchten. Diese wollen wir unter anderem zum Grillen verwenden, aber auch um damit Stahl zu schmieden (Schmiede Workshop) und Metall zu gießen (Aluguss Workshop). Und selbstverständlich zum Grillen, um in Zukunft am besten vollständig auf gekaufte Holzkohle aus dubiosen bzw. zumindest fraglichen Quellen zu verzichten.