Messergriff aus Elchgeweih
Durch Zufall gelangte ich an ein Elchgeweih (angeblich von einem Elch, könnte aber auch von einem Rentier oder einem ganz komischen Hirsch sein). Das Material ist sehr hart, hat eine glatte Oberfläche und ist im Kern stark porös. Dadurch ist das Geweih sehr leichtgewichtig und äußerst stabil.
Vom Durchmesser lag das Stück schön in der Hand, perfekt um daraus einen Messergriff anzufertigen.
Ein Messer war auch schnell gefunden. Das olle DDR Bajonett, welches ich damals mit 14 Jahren am Flohmarkt erwerben durfte. Ganze 25 Mark hat es gekostet, damals viel Geld. Seither lag das gute Stück auf dem Dachboden und zuletzt in der Messerkiste. Höchste Zeit, dieses Stück aus rostfreiem Stahl, Bakelit und Ostalgie in etwas Schönes zu verwandeln.
Der Griff wurde kurzerhand weggeflext. Eine Tätigkeit, die man unbedingt im Freien tun sollte. Mit der Fächerscheibe schleift man das Bakelit so weit ab, bis die Griffschrauben zum Vorschein kommen. Einfach weiter schleifen, bis der Griff von allein bzw. mit wenigen leichten Hammerschlägen abfällt.
Das Geweih wird mit der Eisensäge auf ein ergonomisch passendes Maß gekürzt. Der Staub riecht leicht nach Chlor, vielleicht weil das Geweih gebleicht wurde? Oder vielleicht sind es auch nur die Mineralstoffe, woraus es besteht…
Wie zu Anfangs erwähnt, ist das Innere des Geweihs sehr porös. Dadurch lässt es sich spielend einfach aushöhlen. Mit dem 6mm Bohrer wird auf einer Seite des Griffstücks ein langer Schlitz eingebracht. Mit etwas Fingerspitzengefühl und so lange, bis der Erl des ehemaligen Bajonetts perfekt eingepasst ist.
Zwei leichte Hammerschläge und die Klinge sitzt bombenfest im neuen Handgriff. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und das neu erschaffene Fahrtenmesser liegt bequem und stabil in der Hand.
Hirschhorngriff war gestern, heute ist ein Messer mit Elchgriff angesagt!
Update
Das nahezu fertige Messer bekam noch einen Feinschliff. Zuerst wurden die Schnittkanten mit der Fächerscheibe (60er Körnung) an das Messer angepasst und alles schon verrundet. Außerdem wurde mit einem 8mm Bohrer eine Fangriemenöse ins hintere Ende des Geweihs gebohrt. Diese wurde ebenfalls sauber entgratet. Der Erl wurde sachgemäß mit 2K Epoxidharzkleber in den Griff geklebt. Die poröse Struktur des Kernmaterials unterstützt eine optimale Verklebung. Zuletzt wurde der sinnlose Drahtschneider von der Scheide geflext und auch diese mit der Fächerscheibe glatt geschliffen. Fertig ist das wirklich tolle Unikat!